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Artikel zum Thema: quantitativ
BASEL II - worauf Banken beim Rating achten
"Mit Jahresbeginn 2007 werden die neuen Standards für die Risikobewertung und Eigenkapitalausstattung der Banken - unter dem Schlagwort "Basel II" bereits viel diskutiert - in der EU in Kraft treten."
Das europäische Parlament hat die Richtlinie zu Basel II bereits abgesegnet, nun folgt die Umsetzung in nationales Recht. Derzeit befinden sich die Banken in einem Umstellungsprozess, in dessen Verlaufe die neuen Vorschriften in den Kreditvergabeprozess schrittweise einfließen.
Unter dem Begriff "Rating" versteht man die Beurteilung der Bonität eines Kreditnehmers auf Basis standardisierter qualitativer und quantitativer Kriterien durch Ratingagenturen oder Banken. Durch das Rating erhält der Kreditgeber ein besseres Bild seines Vertragspartners, mit dem er in der Lage sein soll, die Kreditkonditionen entsprechend zu gestalten.
Durch das Ratingverfahren wird der Kreditvergabeprozess auch für den Kreditnehmer transparenter. Es werden jene Faktoren ersichtlich, die von der Bank bei Beurteilung der Bonität als entscheidend angesehen werden. Das gibt dem Kreditnehmer die Möglichkeit zur Beeinflussung dieser Faktoren bzw. uU zur Verbesserung seiner Verhandlungsposition.
Aus Sicht des Kreditnehmers ist es daher empfehlenswert sich mit dem Ratingprozess auseinander zu setzen und mit entsprechenden Vorbereitungsarbeiten zu beginnen. Ziel soll sein, durch bewusste Steuerung der entsprechenden Ratingkriterien günstigere Kreditkonditionen zu erlangen. Voraussetzung für ein effektives Bonitätsmanagement ist die Kenntnis der von Bank zu Bank unterschiedlich eingesetzten und gewichteten Kennzahlen bzw Kriterien des Ratingprozesses.
Die folgende Tabelle stellt für sechs österreichische Großbanken die am häufigsten im Ratingprozess zur Anwendung kommenden Kennzahlen dar:
BA-CA | Erste Bank | Investkredit | Oberbank | ÖV AG | Raiffeisen | |
Eigenkapitalquote | x | X | x | x | x | x |
Cashflow-Quote | x | x | x | |||
Schuldentilgungsdauer | X | x | X | |||
Zinsendeckung | x | x | x | |||
Gesamtkapitalrentabilität | X | X | x | |||
Umsatzhöhe | x | X | x |
Im Folgenden wird die Berechnung dieser Kennzahlen dargestellt und deren Aussage erläutert:
Eigenkapitalquote:
Stellt den prozentuellen Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital (Bilanzsumme) dar und gilt als Maßstab des "Risikopuffers" in Krisenzeiten.
Eigenkapital * 100 |
Gesamtkapital |
Cashflow-Quote:
Setzt den Cashflow in Verhältnis zur Betriebsleistung bzw zu den Nettoerlösen und gibt Auskunft über die Fähigkeit eines Unternehmen, Mittel aus dem operativen Bereich zu erwirtschaften, die für Investitionen oder zur Schuldentilgung zur Verfügung stehen.
(EGT + AfA1 - kalkulatorischer Unternehmerlohn2) * 100 |
Gesamtkapital |
Schuldentilgungsdauer:
Der Cashflow in Relation zu den Nettoverbindlichkeiten zeigt wie lange das Unternehmen (theoretisch) benötigt, um seine Schulden zurückzuzahlen.
(Verzinsliches Fremdkapital - flüssige Mittel - Wertpapiere des Umlaufvermögens) |
(EGT + AfA - kalkulatorischer Unternehmerlohn ) |
Zinsendeckung:
Die Zinsendeckung zeigt den "Spielraum" eines Unternehmens hinsichtlich Zinsveränderungen. Ein Faktor kleiner 1 bedeutet, dass das Unternehmen nicht in der Lage ist, die Fremdkapitalzinsen aus den - im ordentlichen Geschäftsbetrieb erwirtschafteten - Mitteln zu decken und gilt als Warnsignal.
(EGT + AfA + Zinsensaldo - kalkulatorischer Unternehmerlohn) |
Zinsensaldo |
Gesamtkapitalrentabilität:
Die Gesamtkapitalrentabilität liefert eine Aussage über die Verzinsung des eingesetzten Kapitals (Eigen- und Fremdkapital).
(EGT + Zinsaufwand brutto - kalkulatorischer Unternehmerlohn) * 100 |
(Bilanzsumme - erh. Anzahlungen + stille Reserven + Leasingverpflichtungen) |
Neben den Kennzahlen ("hard facts") fließen noch die sogenannten qualitativen Faktoren ("soft facts"), wie zB Person des Unternehmers/Managementfähigkeiten, Aktualität der Daten oder Branchenentwicklung in den Ratingprozess ein. Darüber hinaus wird bei nahezu sämtlichen Banken auch das tatsächliche Überziehungsverhalten des Kunden berücksichtigt.
Durch entsprechende (proaktive) Information und Kommunikation mit der Bank kann der Unternehmer zumindest dafür sorgen, dass sein Rating die tatsächliche Situation des Unternehmens wiedergibt. Dazu wird es in einigen Fällen nötig sein, das Rechnungswesen hin zu einem zeitnahen, laufenden Controlling zu entwickeln, um den entsprechenden Informationsbedarf der Banken decken zu können. Eine gute Gesprächsbasis mit dem zuständigen Mitarbeiter der kreditgewährenden Bank kann das Bonitätsmanagement unterstützen.
Abschließend sei festgehalten, dass eine effiziente Unternehmensplanung nicht nur die Unternehmensführung erleichtert, sondern auch dem Kreditinstitut die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten des Unternehmens besser aufzeigt. Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen sollte der Unternehmer den Kontakt mit seinem Steuer- bzw Unternehmensberater intensivieren, um die entsprechenden Maßnahmen rechtzeitig umsetzen zu können.
Buchtip: Bonitz/Ostermann: Handbuch zur Ratingvorbereitung und Ratingverbesserung
1 Absetzungfür Anlagen (Abschreibung)
2 zB bei Einzelunternehmen bzw Personengesellschaften
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© Mag.(FH) Thomas Trenkwalder | Klienten-Info